Für uns Produzenten liegt der Schlüssel zum Erfolg im Gleichgewicht von Böden, Rebsorten und Menschen.
– Marcel Zanolari –
Im Weinbau ist die sorgfältige Suche nach Rebsorten, die zum vorhandenen Boden passen und darauf gut gedeihen können, von entscheidender Bedeutung. Auch weniger günstige Böden können so ihr Potential entfalten, das dann im fertigen Wein seinen Ausdruck findet.
Wenn wir neue Reben setzen, achten wir für eine gute Wurzelbildung und das Wachstum auf die biodynamischen Vorgaben des Mondkalenders. Bei den bestehenden Reben versuchen wir hingegen seit Jahrzehnten, das Wachstum durch Beschneiden zu fördern, damit sie ihr Gleichgewicht finden und länger Erträge liefern.
Darin liegt ein enormes Potential. Die Rebe ist ursprünglich keine Pflanze, die «stramm» in Reihen steht, sondern sie wächst frei und breitet sich aus. Diese «intrinsische Freiheit» der Rebe möchten wir bewahren und ihr im Rahmen der Weinerzeugung genügend Lebensraum verschaffen.
Gegenwärtig erfolgt die Reberziehung mit Bögen im Guyot-Schnitt. So können wir den Beerenertrag pro Pflanze regulieren und leichter in den Zeilen arbeiten. Beim biologischen Anbau erlaubt dieses System auch eine gute Belüftung der Trauben. In unserer Art des Weinbaus versuchen wir möglichst wenige Eingriffe vorzunehmen und die natürlichen Kräfte sich selbst zu überlassen, indem wir um die Trauben herum so wenige Blätter wie möglich entfernen und nur da beschneiden, wo es wirklich nötig ist. Im Veltlin gestaltet sich die weitsichtige Bearbeitung des Weinbergs im Gegensatz zu anderen Weinbaugebieten aufgrund der verbreiteten Geländeterrassen, der Tendenz zu ständigen Ausbesserungen und der kleineren Parzellen oft komplexer.
Was die Behandlung gegen Pilzkrankheiten betrifft, verwenden wir hauptsächlich Tonerde, ätherische Öle, biodynamische Präparate und Kräuteraufgüsse unter Beigabe von Schwefel und in den schlimmsten Fällen auch von Kupfer. Seit 2017 machen wir Versuche mit homöopathischen Mitteln und sind uns jetzt schon sicher, dass die schrittweise Einführung zu überraschenden Ergebnissen führen wird. Was die tierischen Schädlinge der Reben anbelangt, lassen wir der Natur ihren Lauf und setzen hier keine künstlichen Mittel ein. Vorhandene Parasiten werden von Hand abgelesen, oder wir fördern die natürlichen Feinde aus dem Tierreich und/oder verwenden homöopathische Methoden. Wir bevorzugen die Selbstregulierung und lassen die Hänge lange brach liegen, wobei wir nur im Bedarfsfall einmal pro Jahr mähen, um ein gutes Gleichgewicht zwischen Vegetation und Insekten zu bewahren.
Durch die strenge Auswahl der eingesetzten Mittel können wir eine Balance zwischen der Fruchtbarkeit der Böden und der Stärke der Pflanzen schaffen, die so ihre natürliche Widerstandskraft behalten. Zur Erhöhung der Fruchtbarkeit und zur Lockerung der Böden setzen wir je nach Bedarf der Parzelle und den Ergebnissen der Pfeiffer-Chromatographie die Methode der Grünbrache ein (Samenmischung aus Getreidesorten, Hülsenfrüchten und Kreuzblütlern). Vor der Weinlese prüfen wir sensorisch den Reifegrad der Beeren, und zur genaueren Bestimmung führen wir ein kurzes Antrocknen an der Pflanze oder in der Scheune durch. Dank des natürlichen Gleichgewichts der Pflanze wird während der Saison keinerlei Ausdünnung der Trauben vorgenommen. In schwierigen Jahren kann das biodynamische Verfahren der Bearbeitung am Weinstock durchaus den Ertrag schmälern, aber wir ziehen es vor, einen Teil der Ernte zu verlieren, anstatt die im Verlauf der Jahre gewonnene Resistenz der Pflanzen zu beeinträchtigen.
Unser Anliegen ist es also, dass die Rebe sich möglichst natürlich entwickeln kann und im Einklang mit guten landwirtschaftlichen Verfahren ihre eigene Stärke und Vitalität behält. Wir greifen darum sowohl in der Vegetation als auch was zusätzliche Mittel anbetrifft so wenig wie möglich ein. So erhalten wir die Langlebigkeit des Weinbergs, die sich am Ende in einem ausgeprägteren und stärkeren Geschmackserlebnis unserer Erzeugnisse niederschlägt.
Die Wahl jeder einzelnen Rebe erfolgt gemäss genauen Kriterien und der Entwicklung dieser Reben unter ähnlichen geographischen Bedingungen. Dabei lassen wir uns aber auch von der Idee leiten, dass jede Rebe einen bestimmten Charakter hat und im Veltlin eine ganz besondere Entfaltung erfährt, die das Veltliner „Terroir“ durchscheinen lässt.
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